Lange hat es gedauert, doch irgendwann kam Klaus auf die richtige Spur zum Kloßpressenmuseum. Dabei hätte er gar nicht weit gehen brauchen. Ganz in der Nähe, wo Klaus das Licht der Welt erblickt, mitten im Thüringer Wald liegt Großbreitenbach. Wenn man einmal dort ist, ist es kein Problem mehr, das 1. Deutsche Kloßpressenmuseum zu finden. Man muss nur noch den unübersehbaren Hinweisen auf den Verkehrsschildern folgen. Irgendwann steht man dann vor einem wunderschönen Fachwerkhaus in der Nähe des Marktes. Das hat mindestens 200 Jahre auf dem Buckel und soll das Museum beherbergen. Klaus wagte einen flüchtigen Blick hinein. Doch was war das? Motorsägen? Netze, Porzellan, Luftgewehre, Schulbänke und Musikinstrumente? Die Großbreitenbacher sind offenbar sehr kreativ, wenn es um das Pressen von Kartoffeln geht.
Das bedurfte dringender Klärung. Klaus suchte sich einen fachkundigen Führer, um in Erfahrung zu bringen, wie das alles zusammenhängt. Leider war es bereits recht spät am Tage. Das Museum schließt 16:00 Uhr und Klaus traf niemanden an. Nun kam auch noch ein Ehepaar ins Museum, das seinen Urlaub im Thüringer Wald verbrachte. Sofort steuerten sie auf Klaus zu und löcherten ihn mit allerlei Fragen zur Kloßherstellung. Er wollte sich keine Blöße geben und versuchte seine Überforderung mit kreativen Antworten zu überspielen. Wozu man hier Kettensägen ausstellt, war eine dieser Fragen. Klaus erläuterte ausschweifend, dass es früher ja noch keinen Strom gab und wenn man Klöße machen wollte, diese immer auf einem Holzofen gekocht wurden. Dazu muss man eben Holz aus dem Wald holen und ein Teil des Museums widmet sich genau diesem Ritual. Auch die Porzellanausstellung war leicht erklärt, schließlich muss man die fertigen Klöße ja stilvoll präsentieren und anrichten. Die Vogelfängerausstellung forderte ihn da schon etwas mehr. Er konnte den Eheleuten aber glaubhaft versichern, dass man früher froh war, überhaupt etwas zu den Klößen essen zu können. Schließlich sei ja an einer Wachtel auch nicht viel mehr dran als an einem Eichelhäher. Außerdem taugten einige Vögel auch zur Unterhaltung, indem man sie für sich piepsen lassen konnte. Die ungläubigen Blicke ignorierte Klaus einfach und kam zum nächsten Thema: den Kräutern. Damit ein Kloß auch gut schmeckt, braucht es natürlich eine gute Soße. Und die bekommt man nur mit den richtigen Kenntnissen über Aromen und Gewürze. Früher wurde das den kleinen Thüringern sogar in der Schule gelehrt, wie man sich an den alten Schulbänken im Museum versichern konnte. Heute ist dafür natürlich kein Platz mehr im offiziellen Lehrplan. Dafür kann man aber nach Großbreitenbach kommen und die essentiellen Fähigkeiten im Klößemachen im Museum erfahren. Wie weit die Fähigkeiten bei den heutigen Touristen aus der Großstadt verkümmert sind, musste Klaus an dieser Stelle erfahren. Kein einziges der präsentierten Aromen konnte das Ehepaar richtig erraten. Ganz offensichtlich waren sie in einer Gegend aufgewachsen, wo man solche Fähigkeiten schon lange nicht mehr lehrt. Bevor er endlich zu den Kloßpressen übergehen konnte, stand Klaus mit seinen Gästen in einem Raum mit Gewehren an der Wand. Bilder und Zeitungsausschnitte deuteten an, dass hier berühmte Großbreitenbacher Sportler verehrt werden. Andrea Henkel erkannte Klaus sofort. Und auch die Kurve zu Klößen war schnell genommen. Schließlich konnten die Sportler nur deshalb so groß und stark… ähm … erfolgreich werden, weil sie immer fleißig Klöße gegessen haben. Nun folgte der vermeintlich leichteste Teil. Die Kloßpressen. Ein großes Bild an der Wand stellt die Kloßmacherei dar und ermöglicht es sogar Touristen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, kurz und bündig darzustellen, was eigentlich beim Klößemachen alles passiert. Bevor Klaus richtig loslegen konnte und die Pressen erklären wollte, wurde er durch eine Frage unterbrochen. Was denn eine Wäscheschleuder hier zu suchen hat, wollten die neugierigen Besucher wissen. Hier kam Klaus schließlich ins Schwimmen. Er versuchte einen Kausalzusammenhang zwischen der vielen Arbeit und der anfallenden Schmutzwäsche herzustellen, die schließlich gewaschen und getrocknet werden müsse, als plötzlich der richtige Museumsführer in der Tür stand. Er ergänzte noch, dass man das Gerät durchaus auch zum Entwässern der geriebenen Kartoffeln nutzen konnte und seine Stellung im Kloßpressenmuseum durchaus berechtigt sei. Zum Glück ließ er sich nicht anmerken, dass er von Klaus‘ Improvisation überrascht war. Das Ehepaar hatte alles geglaubt und sich vielmals bedankend von Klaus verabschiedet. „Was war das denn jetzt?“ wollte der Hausherr wissen. Klaus erzählte ihm, wie er in die Situation geraten war und wie er sie gemeistert hat. Der Museumsleiter war tief beeindruckt und versprach Klaus immer ein warmes Plätzchen für ihn im Museum freizuhalten. Hilfe kann man ja schließlich immer gebrauchen.