Wie hoch ist eigentlich der Kloßgipfel?

Samstag, den 31. März 2012 um 08:14 Uhr
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gipfel-3.JPG Und wo liegt der eigentlich? Die höchsten Berge des Freistaates sind ja hinreichend bekannt aber ein Kloßgipfel findet sich nicht darunter. Sollte der Kloßgipfel etwa in Sachsen oder in Bayern liegen? Schließlich verweigerte das Patentamt auch den Schutz der Bezeichnung „Thüringer Klöße“ mit der Begründung, dass die meisten davon in Sachsen und Bayern hergestellt werden. Aber genau dies könnte die Notwendigkeit eines Kloßgipfels ganz anderer Art begründen. Ein Gipfeltreffen nämlich all derer, die sich der Tradition des Thüringer Kloßes (dem aus Thüringen) verpflichtet fühlen. Ein solcher Gipfel fand Anfang der letzten Woche in Arnstadt statt.

Selbstverständlich durfte auch Klaus auf einer solchen Veranstaltung nicht fehlen. Entsetzliches bekam Klaus dort zu hören. Es werden kaum noch Kartoffeln für den Thüringer Kloß in Thüringen angebaut, die Anbaufläche ist seit der Wende um 95% zurückgegangen. Stattdessen leuchten die Felder schön gelb im Frühling. Die Kartoffeln wurden einfach wegsubventioniert. Aus Raps kann man aber keine Klöße machen. Mindestens genauso schwer wiegt die Entwicklung der Marketing-Kampagne Thüringens, in der man bewusst vom Image des Bratwurst- und Klößelandes Abstand gewinnen will. Hier ist man offenbar noch etwas entfernt von der Erkenntnis, dass man mit dem Leugnen der eigenen Traditionen keine Zukunft gestalten kann. Man stelle sich vor, Bayern würde seine Weißwürschte oder sein Oktoberfest in solcher Form misshandeln und stattdessen mit einem Hochgeschwindigkeitszug in China werben. Es gibt viel zu tun für die Retter des Kloßes, so viel wurde schnell deutlich. Denn darüber hinaus muss man feststellen, dass auch die Tradition der Kloßherstellung, die sich einst über Generationen vererbt hat, Lücken bekommt. Immer weniger Töchter oder auch Söhne lernen noch die traditionelle Herstellung von ihren Eltern und Großeltern. Zum Glück gibt es aber auch einige Lichtblicke. So zum Beispiel die Hütes-Holle, die berichten konnte, wie sie bereits die Jüngsten an die Tradition heranführt und dabei bereits ansehnliche Erfolge zu verzeichnen hat. Für Gaststätten dagegen fehlte bisher ein planvolles Vorgehen. Wer in Thüringen handgemachte Klöße essen will, hat es auch in Gaststätten nicht leicht. Die aufwändige Herstellung hat zur Folge, dass immer weniger Köche die Klöße frisch zubereiten bzw. nur an ausgewählten Tagen frische Klöße anbieten können. Dennoch gibt es einige Gastronomen, die die Tradition weiter pflegen. Ein Überblick darüber fehlt allerdings. Hier soll die Thüringer Kloßroute Abhilfe schaffen. Sie soll alle Anbieter Thüringer Klöße zusammenfassen und übersichtlich darstellen. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Ideen zusammengetragen, die in Zukunft weiter konkretisiert und gegebenenfalls auch umgesetzt werden. Sei es eine eigene Währung, eine regelmäßige Zeitung und eine verstärkte Medien- und Internetpräsenz. Auf dem ersten Thüringer Kloßgipfel gab es natürlich auch selbstgemachte Thüringer Klöße zu essen. Familie Becker, Inhaber des traditionsreichen Arnstädter Gasthauses zur Goldenen Henne, das sich auch Thüringer Kloßhotel nennt, bereitete Thüringer Klöße nach einem alten Rezept aus dem Jahre 1842 zu. Als Nachtisch gab es den Thüringer Kloß mal als süße Variante mit Pflaumenfüllung und Vanillesoße. Bei so viel Huldigung lebt die Tradition des Thüringer Kloßes in Arnstadt auch weiterhin fort. Es wäre schön, wenn vom ersten Thüringer Kloßgipfel weitreichende Impulse für das ganze Land ausgehen würden. gipfel-2.JPG gipfel-1.JPG

 

Aktualisiert ( Montag, den 02. April 2012 um 08:22 Uhr )